Unbekannt – Heute

Gertrud Stauffacher

Im Weissen Buch von Sarnen gibt die aktive Stauffacherin ihrem grübelnden Mann einen «kalten Rat der Frauen Art». Friedrich Schiller machte Gertrud Stauffacher in seinem «Wilhelm Tell» (1804) zur eigentlichen Initiantin des Rütlischwurs. Ihr Rat war es, der die heute als Befreiungstradition bekannten Ereignisse rund um die legendäre Gründung der Eidgenossenschaft ins Rollen brachte. Seine Interpretation der beherzten Frau, die zu Hause auf den Mann wartet, prägte das Bild der legendären Stauffacherin. Die Stauffacherin steht – trotz Entschlossenheit für politische Veränderungen – bis heute mehrheitlich aber für ein traditionelles Rollenbild. Sie diente zur Legitimation der Schweizer Geschlechterdifferenz, als Beispiel gegen das Frauenstimmrecht und die politische Gleichstellung der Frau. Die von Giuseppe Chiattone geschaffene Stauffacherin-Skulptur sitzt als Trägerin der Idee an der Frontseite des Nationalratssaals seit bald 120 Jahren parallel zu Tell, dem Mann der Tat. Zusammen mit ihrem Ehemann ist die Stauffacherin Teil der (deutsch-)schweizer Geschichtskultur. Die Ehefrau des 1313 nachgewiesenen Landammann Werner Stauffachers wird in zeitgenössischen Schriftquellen nicht erwähnt, ihre wahre Identität bleibt ein Geheimnis.
Martina Kälin


Weitere Informationen:
https://hls-dhs-dss.ch/de/arti...;
Jacober, Ralf. Familie Stauffacher, in: Schwyzer Erinnerungsorte, Schwyzer Hefte 100/2013, S. 106–110.
Kälin-Gisler, Martina. Stauffacher und Stauffacherin in der Erinnerungskultur vom 19. bis ins 21. Jahrhundert, in: Mitteilungen des Historischen Vereins Schwyz 107/2015, S. 113–144.




STASZ Stauffacherin

STASZ, SG.CV.09.04.0022

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