Maria Antonia Räss, "Miss Rass"

Maria Antonia Räss wurde 1893 als siebtes von vierzehn Kindern in Eggerstanden geboren. Ihr Vater war Viehhändler und Bauer, die Mutter Handstickerin. Selber hatte sie nie eine Familie oder war verheiratet, sie lebte fürs Geschäft. Sie wanderte nach Amerika aus und betrieb dort im Swisscenter in New York ein bekanntes und erfolgreiches Stickereigeschäft. In Amerika nannte sie sich Miss Rass, natürlich ohne "ä", führte ein sehr mondänes Leben und genoss viele Annehmlichkeiten. Sie fuhr einen Cadillac, kaufte ihre Kleider bei Dior und verkehrte mit berühmten Persönlichkeiten. Immer wieder besuchte sie aber auch ihre Heimat Appenzell. Wenn sie anwesend war, wusste jeweils das ganze Dorf Bescheid, denn ein geschminktes Gesicht, toupierte Haare und rot lackierte Fingernägel fielen auf. Miss Rass reiste jeweils mit 6 Überseekoffern an und besetzte zwei grosse Hotelzimmer. Sie war bekannt für ihre Grosszügigkeit und bestellte sich immer als erstes eine Sied- oder eine Bratwurst. 1929 beantragte sie die amerikanische Staatsbürgerschaft, die sie 1930 dann auch erhielt.
Rebekka Dörig