Rosa Neuenschwander

Die Brienzer Wirtstochter Rosa Neuenschwander wurde Buchhändlerin. Ausgehend von ihren Erfahrungen sah sie für die Frauen zwei Hauptprobleme: die Frauen waren schlecht ausgebildet und sie kämpften vereinzelt und deshalb auf verlorenem Posten. Der mangelhaften Bildung suchte sie mit reglementierter Berufsausbildung, Anerkennung von Lehrabschlüssen und mit Meisterinnenprüfungen abzuhelfen. Dem fehlenden Zusammenhalt begegnete sie mit der Mitbegründung des Frauengewerbeverbands, des Verbands Bernischer Landfrauen und der Vereinigung weiblicher Geschäftsangestellter. Letztere leistete sich in der Stadt Bern mit dem «Daheim» ein eigenes Restaurant für Frauen. Neuenschwander war in Bern die erste Berufsberaterin für Mädchen. Sie legte mit ihrer Frauengewerbeausstellung in Bern den Grundstein für die erfolgreiche Saffa 1928, an der sie massgeblich beteiligt war. Auch war sie eine der Rednerinnen, die 1935 in Basel, Bern, Lausanne und Zürich eindringlich vor Hitler warnten. Wegen ihres sozialen Engagements bei den Behörden erstaunlich wohlgelitten, brachte sie die Frauenvereine in die städtischen und kantonalen Kommissionen. Sie trat bei Jungbürgerfeiern auf und durfte 1941– welch aussergewöhnliches Ereignis – als Präsidentin des bernischen Frauenbundes die 1. Augustrede halten.
Franziska Rogger

Weitere Informationen:
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009365/2009-07-20/
https://aleph.unibas.ch/F/?local_base=DSV05&con_lng=GER&func=find-b&find_code=SYS&request=000352854
Die Bernerin: Festgabe zum 70. Geburtstage von Rosa Neuenschwander / ([Von] Hedwig Wäber, Elisabeth Baumgartner, Helene Stucki ... [u.a.]), Bern 1953
Rosa Neuenschwander, Lebenserinnerungen / Nach ihren Aufzeichnungen zusgest. von Agnes Debrit-Vogel ; Geleitw. von F[riedrich] T[raugott] Wahlen.