Marthe Gosteli
Marthe Gosteli wuchs auf dem Bauerngut Altikofen in einer traditionell landwirtschaftlichen Umgebung auf. Beeindruckt wurde sie von starken Frauen, die in dieser Umgebung ihr gerütteltes Mass an Arbeit klaglos übernahmen und in der Not ganzen Betrieben vorstanden. Ihre frauenpolitisch engagierten Lehrerinnen der stadtbernischen Neuen Mädchenschule öffneten ihr die Augen vollends für geschlechtsbedingte Ungerechtigkeiten. Dass sie als Mädchen keine höhere Ausbildung geniessen durfte, ärgerte sie zeitlebens. Impulse bekam sie während ihres Englandaufenthaltes und von Amerikas Feministinnen, deren Geschichte sie als Sachbearbeiterin im US-Informationsdienst kennenlernte. Nach dem Krieg übernahm Gosteli in Frauenvereinen stets arbeitsintensivere Arbeiten, obwohl sie darunter litt, in der Öffentlichkeit als Suffragette und Ledige nicht ernst genommen zu werden. Zusammen mit ihren Kolleginnen entwickelte sie die erfolgreiche Taktik, die am 7. Februar 1971 zum Erfolg im Stimmrechtskampf führte. Danach sammelte und archivierte die SVP-Frau eigeninitiativ die Materialien der Frauenbewegung und machte sie in ihrem Archiv auf dem Altikofen zugänglich. So ist es ihr Verdienst, dass die Schweizerinnen eine eigenständige Geschichte schreiben können.
Franziska Rogger
Weitere Informationen:
https://www.gosteli-foundation.ch/de/marthe-gosteli
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009307/2017-04-12/
Marthe Gosteli: wie sie den Schweizerinnen ihre Geschichte rettete / Franziska Rogger, Bern 2017
"Gebt den Schweizerinnen ihre Geschichte!": Marthe Gosteli, ihr Archiv und der übersehene Kampf ums Frauenstimmrecht / Franziska Rogger, Zürich 2015