Anna Tumarkin
Anna Tumarkin war eine von Hunderten russischer Studierenden, die um 1900 in die Schweiz kamen, um dem zaristischen Despotismus zu entgehen. Sie war eine der Frauen, die hier studierten, weil eine liberale Schweiz, im Gegensatz zu anderen Ländern, das Frauenstudium erlaubte. Die Philosophin nutzte ihre Chance in Bern, erklomm Stufe um Stufe der universitären Karriereleiter bis beinahe zu alleroberst. Sie war weltweit die erste Frau, die an einer koedukativen Universität Professorin mit allen Rechten wurde. Als sie 1906 Titularprofessorin wurde, erregte dies im In- und Ausland Aufsehen. Einen Monat zuvor erst war der berühmten Nobelpreisträgerin Marie Curie in Nachfolge ihres verunglückten Mannes die Leitung des Pariser Physikalischen Laboratoriums übertragen worden, ohne dass ihr gleichzeitig eine ordentliche Professur an der Sorbonne zuerkannt worden wäre. Tumarkin engagierte sich 1928 zusammen mit ihrer Lebenspartnerin Dr. med. Ida Hoff an der 1. Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit SAFFA. Dankbar beschäftigte sie sich in mehreren Aufsätzen mit der Schweiz und attestierte ihr gar eine eigenständige Philosophie. Ihr Familienleben war eng mit dem ungnädigen Schicksal ihrer jüdischen Familie und ihrer russischen Heimat verbunden und sie trug schwer daran.
Franziska Rogger
Begründung Schulklasse Auswahl Ausstellung:
«Anna Tumarkin widersprach dem allgemeinen Bild der Frauen. Sie zeigte allen, dass die Frauen genau so viel erreichen könnten wie die Männer, wenn sie nur auch die Möglichkeiten dazu hätten. Sie widerlegte allgemeine Klischees und Vorurteile, indem sie tat, was noch keine vor ihr getan hatte. Das erforderte viel Mut, Überzeugung und Können. Ich bin mir sicher, sie hatte es nicht leicht. Sie wurde bestimmt auch nicht immer ernst genommen, und doch bewies sie, dass es ein Gewinn für alle ist, wenn Frauen genauso viele Möglichkeiten haben wie die Männer, und dass Frauen mehr können als die Arbeiten verrichten, die ihnen von der Gesellschaft auferlegt werden. Sie zeigte der Welt, wie das Leben von vielen Frauen aussehen könnte und auch aussehen sollte.»
Klasse 22e, Gymnasium Lerbermatt, Köniz. Lehrperson: Marcel Rothen
Weitere Informationen:
https://www.unibe.ch/universitaet/portraet/wissenschaftlerinnen_der_uni_bern/anna_tumarkin/index_ger.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Tumarkin
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009401/2012-11-29/
Rogger Franziska, Der Doktorhut im Besenschrank, Bern 1999/2002